Auswirkung der Deutschkompe­tenzen auf die Gesprächsdauer in der AMS Beratung

Im Vergleich zu Restösterreich war im Jahr 2021 der jahresdurchschnittliche Anteil an arbeitslosen Menschen mit nicht-österreichischer Staatsbürgerschaft in Wien besonders hoch (45% in Wien vs. 28% Restösterreich ohne Wien). Das AMS Wien ging davon aus, dass die Beratung und Unterstützung von Menschen mit Migrationshintergrund – besonders wenn dieser mit Deutschkenntnissen bis Kompetenzniveau B2 verbunden ist – zeitintensiver ist. Vor diesem Hintergrund wurde prospect mit der Durchführung einer Studie, die sich mit dieser Fragestellung beschäftigt, beauftragt. Nach eingehender Literaturrecherche wurde zunächst mittels eines Pretests das vorgeschlagene Erhebungssetting und -format getestet.

Kund:in

AMS Wien

Status

abgeschlossen

Beobachtungen in unterschiedlichen AMS-Settings

Die von prospect durchgeführten Pretests bestanden aus der Beobachtung und Zeitmessung unterschiedlicher Beratungs- und Informationssettings an unterschiedlichen AMS-Standorten zu zwei Zeitpunkten. Im Frühjahr erfolgten die Messungen in der RGS Hauffgasse, im Erstberatungszentrum am Austria Campus (durch die dortigen AMS-Mitarbeiter:innen) und in der Serviceline (SEL). 

In der zweiten Phase wurden Beobachtungen wurden im Sommer 2022 Termine in der RGS Laxenburger Straße beobachtet und die relevante Informationen zur Beratungsdauer und zu den Deutschkompetenzen der Kund:innen erhoben.

Ergebnis

Entgegen der Hypothese, dass Beratungsgespräche mit Kund:innen ohne gute Deutschkenntnisse (ab Level B) länger dauern würden, wurde während des Pretests und analog zur vorangehenden Literaturrecherche festgestellt, dass die Ergebnisse in die andere Richtung weisen. Bei den Beobachtungen in den AMS RGSen Laxenburger Straße und Hauffgasse zeigte sich, dass Beratungsgespräche mit Kund:innen mit guten Deutschkenntnissen (ab B) tendenziell länger dauern als jene mit Kund:innen mit Deutschkenntnissen mit Level A. Die Ergebnisse des Pretests deuten darauf hin, dass Beratungssituationen mit Kund:innen, die über nur mangelhafte Deutschkenntnisse verfügen, für AMS-Berater:innen zwar subjektiv fordernder und anstrengender, in zeitlichen Dimensionen jedoch kürzer als Beratungsgespräche mit sehr sprachkompetenten Kund:innen sind.